Fliegen, Mücken, Wespen – die Tierchen können im Sommer ganz schön nerven. Doch wer seine Ruhe haben will, ist mit List und Geduld allenfalls besser bedient als mit Gift.
Angst und Abscheu sind wohl die häufigsten menschlichen Reaktionen auf Insekten. Dabei sind sie faszinierende Kreaturen, die durchaus unseren Respekt verdienen: Seit 400 Millionen Jahren erobern sie den Planeten bis in seine letzten Winkel – einzig vor der Tiefsee machen sie halt. Allein in Mitteleuropa leben rund 30’000 Arten, weltweit gibt es über eine Million bekannte Arten. Widerstand zwecklos. Und überflüssig: Die meisten Exemplare, die sich in unsere Nähe verirren, sind ebenso froh, uns wieder loszuwerden wie umgekehrt.
Nur wenige Insektenarten haben sich mittlerweile so an unsere Wohnungen und Vorräte gewöhnt, dass sie uns regelmässig in die Quere kommen. Doch bevor Mord und Totschlag Einzug halten, lohnt es sich, diese fremden Wesen erst einmal kennenzulernen:
Hallo Wespe

Wespen leben wie Bienen in Staaten. Im Herbst geht das Wespenvolk ein, nur einige befruchtete Königinnen überleben und gründen im Frühling neue Wespenstaaten. Ein altes Nest wird nie ein zweites Mal besiedelt und schreckt junge Königinnen zudem ab, in der Nähe ein neues zu bauen: Ein altes Wespennest bietet also einen gewissen Schutz vor Neuansiedlungen.
Wespen sind sehr nützliche Tiere. Sie jagen andere Insekten wie Fliegen und Blattläuse, bestäuben Blüten und dienen Vögeln als Nahrung. Folgende Verhaltensweisen helfen, Schäden an Mensch und Wespe zu vermeiden:
- Wespen brauchen für ihren Nachwuchs eiweisshaltige Nahrung, die erwachsenen Tiere bevorzugen Zuckerhaltiges. Süsse Speisen und Getränke sowie Fleisch locken sie daher magisch an und sollten im Freien nie unbedeckt herumstehen.
- Verirren sich dennoch Wespen an Ihren Esstisch, stellen Sie ein Schälchen mit Wasser und etwas Lorbeeröl auf oder legen Sie mit Nelken gespickte Zitronenscheiben aus – beides verströmt einen für Wespen sehr unangenehmen Geruch. Das hilft jedoch nur, wenn zugleich Punkt 1 beachtet wird.
- Falls Ihnen auffällt, dass gerade Sie hartnäckig umschwärmt werden, könnte das an Ihrem Parfüm liegen, das Sie womöglich für Wespen als Feind markiert.
- Machen Sie sich nie an einem Wespennest zu schaffen – soll es entfernt werden, müssen Fachleute das übernehmen.
- Ruhig bleiben: Eine Wespe sticht nur in Notwehr, wenn sie zum Beispiel festgehalten oder gedrückt wird. Oder wenn sie ihr Nest verteidigt.
- Für Nichtallergiker sind nur Stiche im Mund oder im Rachen gefährlich. Ansonsten erfährt man Linderung, wenn der Stich mit etwas Lavendelöl betupft wird. Auch eine halbierte Zwiebel, auf den Stich gepresst, wirkt entzündungshemmend (hilft auch bei Mückenstichen).
Hornissen gehören ebenfalls zu den Wespen. Sie sind sehr friedfertig und scheuen die Menschen. Wer das Glück hat, in der Nähe eines Hornissennests zu wohnen, wird kaum noch Fliegen oder kleine Wespen antreffen. Auch hier gilt: Niemals zu nahe ans Nest – selbst Hornissen verlieren dann ihre Zurückhaltung.
Hallo Fliege

Die zwischen Kot, Abfall und Lebensmitteln hin und her fliegenden Stuben- und Schmeissfliegen können Krankheitserreger übertragen und sollten darum des Hauses verwiesen werden.
- Werden Sie von Fliegen geplagt, säubern Sie Abfallbehälter hin und wieder mit Essigreiniger, den Sie zehn Minuten einwirken lassen.
- Lassen Sie Essen nicht offen herumstehen.
- Fliegen können den Duft von Zitronen-, Lavendel- oder Lorbeeröl nicht leiden.
- Mit Doppelfliegenklatschen können Sie die Insekten im Flug fangen – das trainiert Ihre Reflexe und erspart Ihnen hässliche Flecken auf Tischen und Wänden.
Die rund zwei Millimeter kleinen Frucht- oder Essigfliegen sind unschädlich, aber lästig. Lassen Sie Obst, Fruchtsäfte, Wein- und Essigflaschen nicht offen herumstehen. Haben die Minifliegen dennoch Ihre Küche erobert, können Sie ihre fatale Neigung ausnutzen, sich in Fruchtsäfte oder Wein zu stürzen: Lassen Sie einen Rest Flüssigkeit in der Flasche, wickeln Sie ein Stück Papier zu einem Trichter und stecken Sie diesen in die Flaschenöffnung – die Fliegen finden in die Flasche, aber kaum wieder hinaus. Das ist nicht nett, aber effizient.
Hallo Ameise

Auch Ameisen leben in Staaten. Ameisenvölker sterben im Winter jedoch nicht. Wer hierzulande in Garten oder Küche auf eine Ameise trifft, hat es sehr wahrscheinlich mit einer flügellosen Arbeiterin der Gattung Lasius zu tun. Sie versorgen ihre Königin und die Larven mit Futter.
Von Mai bis August kann man auch geflügelten Exemplaren begegnen: Die künftigen Königinnen und die Männchen schwärmen zum Hochzeitsflug aus. Die Männchen sterben bald darauf, die befruchteten Weibchen versuchen, neue Völker zu gründen.
Einheimische Ameisen sind ungefährlich und übertragen keine Krankheiten. Ihre Neigung, in Scharen aufzutreten, kann jedoch bei einigen Menschen Ekel auslösen. Diese nützlichen Tiere einzeln zu töten ist zwecklos, da die Völker aus mehreren tausend Arbeiterinnen bestehen und der Nachwuchs stetig folgt. Erfolgversprechender ist, es ihnen etwas ungemütlicher zu machen:
- Üben Sie sich in Geduld – oft verirren sich Ameisen nur im Frühling ins Haus: Wenn das Futter draussen noch knapp ist, greifen sie gern auf unsere Fleisch- oder Zuckerwaren zurück. Sobald sich draussen das Angebot bessert, verschwinden sie meist von selbst.
- Bewahren Sie Lebensmittel gut verschlossen auf.
- Dichten Sie Fenster und Türen ab.
- Ameisen sind sehr geruchsempfindlich. Sie lassen sich meist vertreiben, wenn man ihnen frische Triebe oder zerriebene Blätter von Lavendel, Thymian, Majoran oder Pfefferminze in den Weg streut. Auch mit Zimt- oder Chilipulver können Sie den Tieren klare Grenzen setzen. Bis alle Arbeiterinnen das kapiert haben, kann es aber eine Weile dauern.
Ein Spezialfall ist die zwei Millimeter kleine Pharaoameise. Diese bernsteingelben, aus Asien stammenden Tiere kommen hier nur in beheizten Gebäuden vor. Ihre Bekämpfung müssen Fachleute übernehmen, da die Tiere Krankheitskeime übertragen und sogar mit Gift nicht zu vertreiben sind.
Hallo Stechmücke

Einige der weltweit rund 3000 Stechmückenarten sind auf Menschenblut spezialisiert, wobei nur die Weibchen stechen, da sie das Blut für die Produktion ihrer Eier brauchen. Auch Mücken lassen sich austricksen:
- Mückenlarven entwickeln sich im Frühling in stehenden Gewässern – und das in einer Anzahl von bis zu 1000 Larven pro Liter Wasser. Selbst eine halbleere Giesskanne oder eine Vogeltränke kann als Brutstätte dienen. Leeren Sie solche Wasserbehälter regelmässig.
- Schutz bieten Moskitonetze.
- Mücken werden nicht von Licht, sondern von unserem Geruch angezogen. Besonders Schweiss, aber auch einige Parfüms oder Deos riechen für Mücken verlockend – werden Sie besonders oft belästigt, könnte das also daran liegen.
- Ähnlich wie Mückensprays überdecken auch ätherische Öle wie Lavendel, Pfefferminze, Zitrone, Eukalyptus oder Salbei unseren Körpergeruch. Stellen Sie kleine, mit Öl gefüllte Gefässe auf oder brennen Sie Duftkerzen ab. Ätherische Öle sollten nicht direkt auf die Haut aufgetragen werden, da sie Reizungen verursachen können.
- Verzichten Sie auf UV-Leuchten oder sogenannte Insektengrills: Sie sind gegen Mücken unwirksam, töten dafür aber seltene und nützliche Insekten wie Nachtfalter.
Hallo Schabe

Haben Sie im Frühling oder im Sommer schon einmal einen kleinen Schock erlitten, weil am helllichten Tag eine Schabe ungeniert über Ihren Küchenboden spazierte?
Keine Sorge: Das war vermutlich keine Kakerlake, sondern eine harmlose einheimische Waldschabe, die froh ist, wenn man ein Fenster öffnet, damit sie aus der Wohnung fliegen kann. Sie würde dort nicht überleben.
Tropische Schaben, auch Kakerlaken genannt, hingegen sind scheu, dämmerungs- und nachtaktiv und verstecken sich bei Einschalten des Lichts. Viele Arten wie die Deutsche Schabe, mit der die arme Waldschabe oft verwechselt wird, können trotz Flügeln nicht fliegen. Tropische Schaben werden in Warenlieferungen oder Feriengepäck eingeschleppt – Putzen und Insektizide nützen nichts, die Bekämpfung müssen Fachleute übernehmen.
Hallo Motte

Lebensmittelmotte: Der häufigste Vorratsschädling ist die Lebensmittelmotte. Dieser kleine Schmetterling kommt nicht von draussen in die Wohnung geflogen und entsteht auch nicht wegen mangelnder Reinlichkeit, sondern wird über befallene Vollkornprodukte oder über Tierfutter eingeschleppt.
Die Tierchen sind ungefährlich, ihr einziger Makel besteht im Verhalten des Nachwuchses: Einmal in unserem Vorratsschrank, bedienen sich die gelbweissen Mottenlarven gern bei Müesli, Schokolade, Nüssen, Trockenfrüchten, Mehlwaren oder Getreide. Sie fressen sich durch Kunststofffolien und dünne Kartons und quetschen sich auch durch nur lose verschlossene Schraubdeckel.
- Befallene Lebensmittel erkennt man an Kotklümpchen und feinen Gespinstfäden – sie sollten gleich in der Mülltonne ausserhalb der Wohnung entsorgt werden.
- Nach einem Befall sollten Sie den Vorratsschrank ausräumen, alle Ritzen gründlich absaugen, um alle Eigelege zu erwischen, und den Schrank dann gründlich mit Essigwasser auswaschen. Anschliessend gut trocknen.
- Alle für Motten interessanten Lebensmittel sollten Sie in dicht schliessenden Dosen und Gläsern mit Gummiring aufbewahren – hat man sich die Viecher eingeschleppt, können sie so zumindest nicht aus dem Behälter raus und auf andere Vorräte übergreifen.
- Duftöle wie Lavendel oder Zeder im Schrank vertreiben die ausgewachsenen Motten auf der Suche nach einem Ablageplatz für die Eier.
Kleidermotte: Die Larven der Kleidermotte frassen schon die Fellbekleidung der Steinzeitmenschen löchrig. Die Nachkommen eines einzigen Weibchens können im Jahr mehrere Kilo Wolle oder Pelzhaare vertilgen, Kunst- und Pflanzenfasern wie Baumwolle interessieren sie dagegen nicht. Kleidermotten sind lichtscheu und meist in der Dämmerung oder in der Nacht aktiv. So vermiesen Sie der Kleidermotte die Ansiedlung in Ihrem Schrank:
- Nur saubere, trockene Textilien in den Kleiderschrank legen.
- Ein Säckchen mit Lavendelblüten zwischen den Wäschestapeln wirkt vorbeugend und verleiht zudem der Wäsche einen angenehmen Duft. Auch der Duft von Zedernholz schreckt sie ab (einmal im Monat mit Sandpapier aufreiben).
- Stellen Sie fest, dass Kleidungsstücke befallen sind, waschen Sie die befallenen Textilien so heiss wie möglich. Oder legen Sie sie für einige Tage bei mindestens minus zehn Grad in die Tiefkühltruhe. Dann gründlich ausschütteln und bügeln. Durch die Temperaturschwankungen sterben Eier und Larven.
- Räumen Sie den Schrank aus und reinigen Sie alle Ritzen und Ecken gründlich mit dem Staubsauger. Dann waschen Sie den Schrank mit Essigwasser aus und trocknen gut nach. Verzichten Sie auf Schrankpapier.
Hallo Silberfischchen
Das Silberfischchen ist ein flügelloses, lichtscheues Insekt, das sich wie ein Fisch schlängelnd fortbewegt, was ihm vermutlich zu seinem Namen verholfen hat. Es gehört zu den Urinsekten, das heisst, es hat sich seit rund 300 Millionen Jahren kaum verändert.
Silberfischchen sind absolut harmlos, tummeln sich gern in Küche und Bad oder unter Teppichen. Da sie gern Hausstaubmilben fressen, die bei manchen Menschen Allergien auslösen, sind sie sogar nützlich und sollten – sofern sie nicht in grossen Mengen auftreten – geduldet werden. Doch selbst das Vorkommen ganzer Schwärme hat etwas Gutes: Die menschlichen Bewohner sind nun gewarnt, dass in der Wohnung ein ernsthaftes Feuchtigkeitsproblem und Schimmelrisiko besteht, was im Gegensatz zu den Tierchen gesundheitsschädlich ist. Wenn Sie das Feuchtigkeitsproblem lösen, verschwinden auch die Silberfischchen. Wenn Sies eilig haben, helfen auch folgende Tricks:
- Duftstoffe wie Zitronen- und Lavendelöl halten diese Tiere fern.
- Man kann ihnen auch eine geriebene Kartoffel auf einem Stück Papier anbieten: Die Fischchen kriechen nachts unter die Kartoffel und können morgens samt Gemüse entsorgt werden.
Hallo Spinne

Spinnen sind keine Insekten, fressen solche jedoch in grossen Mengen. Die häufigste Mitbewohnerin ist die Hauswinkel- oder Kellerspinne, die knapp zwei Zentimeter gross und mehrere Jahre alt werden kann. Menschen kann sie nichts anhaben.
Behandeln Sie Spinnen pfleglich – bessere Insektenvertilger gibt es nicht. Wenn Sie die Tiere im Haus nicht dulden wollen, können Sie ein Glas über sie stülpen, einen Karton darunterschieben und sie ins Freie tragen.
Vorsicht, Gift!
Insektengift sollte nur in wirklich störenden Fällen und nach Beratung zum Einsatz kommen, zumal es auch für Mensch und Haustier nicht unbedenklich ist und die unsachgemässe Verwendung keine Wirkung hat – zumindest nicht für die Insekten.
- Die Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung des Zürcher Gesundheits- und Umweltdepartements bietet den Einwohnern der Stadt Zürich kostenlose Beratung und Insektenbestimmung: Telefon 044 412 28 38, Montag bis Freitag, 13.30 bis 14.30 Uhr;www.stadt-zuerich.ch
- Auch das Gesundheitsinspektorat der Stadt Bern berät Geplagte: www.bern.ch
- Ratsuchende aus dem Kanton Luzern werden von der Umweltberatung Luzern beraten: www.ublu.ch
Text und Illustration: Iwon Blum, beobachter.ch